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„Fürchtet euch nicht!“ – Das ruft der Engel den Hirten in der Weihnachtserzählung nach Lukas zu. „Fürchtet euch nicht!“ – Das ist ein Satz, der in der Bibel oft vorkommt. Oft spricht ihn ein Engel oder sogar Gott selbst, wenn er zum ersten Mal mit einem Menschen spricht. Aber auch die Propheten sprechen diesen Satz häufig.
Was soll dieser Satz? In den Situationen, in denen er steht, ist das meist klar. Die Menschen, die das Wort Gottes hören, sollen nicht erschrecken vor der himmlischen Erscheinung vor ihnen, sondern die Botschaft hören. Und die Propheten haben oft eine bestimmte Notlage ihres Volkes vor Augen. Wenn sie diesen Satz sagen, dann meinen sie: Tröstet euch und vertraut darauf, dass die Zukunft besser wird.
Aber ist dieser Zuspruch wirklich nur für die erschreckten Hirten gedacht, die jetzt still sein sollen und zuhören? Nur für die kleine Menschenmenge, die sich um den Prophet drängt und sich sorgt, wie es wohl weitergehen wird? So, wie der Satz da steht, könnte man es so verstehen. Denn Furcht, so wie wir sie heute verstehen, bezieht sich auf eine konkrete Situation, auf ein ganz bestimmtes Problem. Also zum Beispiel die Tatsache, dass plötzlich ein himmlischer Bote vor einem erscheint, sodass man mit Furcht, ja mit Ehrfurcht erfüllt wird.
Furcht unterscheidet sich von Angst, von dem unbestimmten Gefühl der Bedrohung, das sich nicht auf eine konkrete Situation bezieht. Aber diese Unterscheidung ist viel neuer als der Satz des Engels. Und Lukas Erzählung ist auf Griechisch verfasst und ließe sich genauso gut mit dem Wort ängstigen übersetzen. Meint der Engel also auch „Ängstigt euch nicht!“? Und sagt er das auch zu uns?
Wir, die wir die Geschichte hören, stehen gerade keinem Engel gegenüber. Aber auch wir haben sicher viele konkrete Befürchtungen: vor dem Virus, davor, unseren Job zu verlieren, oder vor Einsamkeit am Weihnachtsfest. Und wir kennen auch unbestimmte Ängste vor der Zukunft oder das Gefühl, dass irgendetwas bestimmt schiefgehen wird. Aber gerade in diesen unbestimmten Ängsten gilt auch für uns ein „Ängstige dich nicht!“. Denn auch von Jesus ist uns dieser Satz in Mt 10,31 überliefert. Wer Gottesfurcht hat, der muss vor nichts Irdischem Angst haben. Und deshalb kann uns auch der Satz des Engels dieses Weihnachten erreichen. Es kann vorkommen, dass wir ganz konkrete Befürchtungen haben. Und diese Befürchtungen haben auch ihre Berechtigung. Aber wir müssen ihnen nicht ausgeliefert sein.
Wir hören das „Fürchte dich nicht!“ und können uns der Furcht stellen. Und der großen, unbestimmte Angst müssen wir erst recht nicht ausgeliefert sein. „Ängstigt euch nicht!“, darauf dürfen wir auch viele Jahre nach den Propheten, nach den Engeln und nach der Verkündigung Jesu noch vertrauen.
Denn der Engel begründet seinen Zuruf im Symbol unserer Hoffnung, in der wir Angst und Furcht überwinden können, und an die wir jedes Jahr im Advent wieder erinnert werden: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren“!
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