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Hinter dem Türchen verbirgt sich heute eine Nikolausgeschichte
Ein besonderer Nikolausbesuch
Wie alle Kinder ist Hans ganz aufgeregt, es sind nur noch drei Nächte bis zum Nikolausabend. Schon lange denkt er darüber nach, welche Schuhe er putzen wird, um sie dann vor die Tür stellen zu können. Soll er die Gummistiefel nehmen oder lieber seine Winterstiefel. In die Gummistiefel passen mehr Süßigkeiten, aber die Winterstiefel hat Hans noch nicht so lange und er ist so stolz auf seine Stiefel. So hat er eigentlich seine Entscheidung getroffen. Vielleicht bemerkt der Nikolaus ja auch, dass er besonders schöne Schuhe herausstellt.
Mitten in seine Überlegungen hört Hans plötzlich eine leise Stimme. „Mir ist so kalt, ich bin so einsam, ich weiß nicht wohin ich gehen soll.“ Hans verharrt ganz still. Er sitzt in seinem Zimmer. Woher kommt diese Stimme? Ein bisschen mulmig ist ihm auch. Er ist ganz leise und lauscht: „Mir ist so kalt. Niemand hört mich. Ich bin so allein.“ Hans kneift sich, ob er das wohl träumt, doch er spürt den Schmerz seines Kneifens. Er ist also wach. Vorsichtig und leise steht er auf und schaut sich in seinem Zimmer um. Von wo kam die leise Stimme? Um sich überall umzusehen, bückt er sich, doch dann stolpert über sein Legohaus, das er gestern erst gebaut hat. „Autsch“, ruft er, weil er sich den kleinen Zeh angestoßen hat. Im gleichen Moment hört er etwas herunterfallen. Das Geräusch kam von der Fensterbank. Erschrocken dreht er sich zur Fensterbank um, sein kleiner Tannenbaum, der leuchten kann, liegt auf dem Boden. Vorsichtig hebt er seinen Blick nach oben und blickt zur Fensterbank. Er kneift die Augen zusammen und schaut nochmal, denn er kann gar nicht glauben, was er da sieht. Da sitzt ein kleiner Zwerg, mit einer roten Mütze auf dem Kopf, rote Wangen und ängstlichen Augen. Nochmal zwickt sich Hans. Kleine Zwerge, die reden und Dinge fallen lassen, gibt es doch nur in Märchen und Geschichten. Hans träumt nicht. Er kann sein Zwicken ganz deutlich spüren.
Hans nimmt seinen ganzen Mut zusammen und findet seine Stimme wieder: „Wer bist du? Was machst du in meinem Zimmer?“ Der kleine Zwerg schaut immer noch sehr ängstlich und er stottert: „Draußen ist es so kalt. Und ich habe meine Freunde irgendwie aus den Augen verloren. Ich wusste nicht, was ich machen soll und da bin ich durchs Fenster gestiegen. Ich weiß zwar nicht, warum dein Fenster bei dieser Kälte offen ist, aber ich bin ganz glücklich darüber.“ Hans schaut immer noch verwundert drein. „Meine Mutter findet, dass ich immer ausreichend lüften soll, damit ich nicht krank werde. Denn sie sagt, dass stickige Luft krank macht.“ Hans grinst ein bisschen beschämt. „Ah. Eine Mutter-Weisheit, ja, Müttern soll man ja bekannterweise nicht widersprechen.“ Hans schaut ihn an und fragt: „Und was machen wir jetzt mit dir? Wo kommst du her?“ „Ich komme aus Wichtelhausen.“ „Wo ist denn das?“ fragt Hans. „Das darf ich dir nicht verraten. Es ist ein Geheimnis. Es ist ein wundersamer Ort, für die Menschen unsichtbar.“ „Das ist gut und schön, aber wie kommst du da jetzt wieder hin?“ Hans schaut den Zwerg, der scheinbar ein Wichtel ist, besorgt an. „Ich hätte da eine Idee, aber dazu würde ich deine Hilfe brauchen.“ , antwortet der Wichtel. „Ich? Ich soll dir helfen? Wie denn das?“ Der Wichtel nimmt seine Zipfelmütze ab und schaut ganz drollig aus seinen Augen: „Ja, du musst mir helfen. Das wichtigste ist, dass mich kein Erwachsener sehen darf. Das ist ganz wichtig.“ „Aber wie soll ich dich denn verstecken … vor meiner Mutter … und am Abend kommt auch noch vor meinem Papa? Und sag mal, hast du eigentlich einen Namen? Also ich bin Hans.“, fragt der Junge ganz besorgt. „Ich heiße Frido und wenn du mich am Nikolausabend vorsichtig in deinen Schuhen versteckst, kann ich, wenn der Nikolaus kommt, mit ihm zurück reisen.“ Mit großen erwartungsvollen Augen blickt Frido Hans an.
Hans denkt nach: „Das sind aber noch drei Nächte. Du musst irgendwo schlafen, und Hunger hast du bestimmt auch!“ Hans ist ganz besorgt und verunsichert. Doch Frido hat eine Idee: „Wie wäre es, wenn ich mich in deinem Haus verstecke, das, an dem du dir gerade den kleinen Zeh angestoßen hast? Das wäre toll. Über Wasser freue ich mich, mein Hunger ist gar nicht so schlimm.“ „Warte mal“, sagt Hans. Er hebt sein Haus auf und befestigt die Steine wieder, die abgegangen sind, als er sich gestoßen hat. Er hat sogar eine Tür in das Haus gebaut – wie praktisch. Nur, wenn er das Haus betrachtet und dann Frido, dann weiß er nicht, wie Frido in das Haus hineinpassen soll. Frido schaut betroffen drein. „Mach dir keine Sorgen, wenn du mich weiter so liebevoll versorgst, werde ich von ganz allein in das Haus passen. Ich kann nämlich schrumpfen, und das geht besonders gut, wenn ich mich wohl fühle und Vertrauen haben kann. Du wirst schon sehen.“ Und tatsächlich, Hans nimmt den Wichtel Frido ganz vorsichtig auf die Hand und dann traut er kaum seinen Augen. Er schrumpft tatsächlich und schließlich passt er ins Haus. Nun ist Hans sehr froh. Er sagt zu Frido, dass er kurz weg sei und gleich wiederkomme. Hans schleicht leise in die Küche, seine Mutter ist gerade im Wäschekeller. Schnell schnappt er sich eine Scheibe Brot, etwas Käse und Obst, und läuft damit schnell zurück in sein Zimmer. Der angeblich nicht hungrige Frido freut sich riesig und schlägt sich den Bauch voll.
Hans und Frido verbringen zwei wunderschöne Tage miteinander. Sie quatschen und lachen und doch, als der Nikolausabend kommt, müssen die beiden Abschied voneinander nehmen. Dabei laufen ein paar Tränen, aber Frido verspricht Hans, immer an ihn zu denken, und wenn er einmal traurig sei, soll er in den Sternenhimmel schauen und der hellste Stern, den er dann leuchten sieht, leuchte nur für ihn.
So nimmt Hans den kleinen Wichtel Frido und steckt ihn vorsichtig in seinen Stiefel, den er ganz ordentlich geputzt hat. Als er sich an diesem Abend ins Bett legt, ist er besonders aufgeregt, hoffentlich nimmt Nikolaus den kleinen Frido wirklich mit nach Wichtelhausen … Übers Grübeln schläft Hans ein, und als er am nächsten Morgen aufwacht, rennt er ganz aufgeregt zu seinen Schuhen. Er reißt die Haustür auf und da stehen sie, seine schönen Winterstiefel, und aus einem ragt ein Brief, der glitzert. Schnell reißt er ihn auf: „Lieber Hans, vielen lieben Dank, dass du dich so lieb und gut um Frido gekümmert hast. Dein Herz ist am rechten Fleck, und ich verspreche dir, das wird dir in deinem Leben viele Türen öffnen. Ich wünsche dir einen schönen Nikolaustag und hoffe, dass dir die Schokolade schmeckt. Dein Nikolaus. P.S. Deine Winterstiefel sind wirklich besonders schön!“
Überglücklich und mit pochendem Herzen nimmt Hans stolz seine Stiefel mit ins Haus und genießt die besonders leckere Schokolade.